| Als im Jahre 1988 Ecki, damals Techniker bei RadioZ, 
              auf mich zukam und fragte, ob ich nicht auch etwas für RadioZ 
              machen wollte, war ich sofort begeistert. Ich dachte: das ist super! 
              Ein Medium das alle, echt alle in der Umgebung von Nürnberg 
              empfangen können. Jemand orgelt durch die Senderlandschaft 
              und auf einmal hört er uns. Bisher konnte ich nur in kleinen 
              Theatern auftreten, oder etwas selbst drucken lassen und zu Fuß 
              unter die Leute bringen. 
 Angesichts der großen Verbreitung sollte es etwas sein, das 
              genial und abgefahren ist, aber auch jeder versteht und spannend 
              findet. Ich fragte Ecki, ob er nicht jemanden kenne, der sich mit 
              Lokalpolitik in Nürnberg auskennt und wir trafen uns in Eckis 
              Wohnung mit Jan Engelhard, der damals für RadioZ schon einige 
              Beiträge gemacht hatte. Unsere Idee war ein Fortsetzungshörspiel.
 
 1988 waren die privaten Radiostationen erst seit 
              kurzer Zeit on Air und auch RadioZ war noch ganz jung. Während 
              Sender wie Gong und Charivari streng kommerziell ausgerichtet waren 
              und mit allen Mitteln versuchten, den Massengeschmack zu finden 
              und ihre Zielgruppen auszuweiten, war es bei RadioZ natürlich 
              ganz anders. Man schaute sich damals zwar noch die Einschaltquoten 
              an, aber sie waren nicht von Bedeutung. Viel mehr Wert legte man 
              auf ernsthafte politische Beiträge. Dass diese manchmal mit 
              ungeübter Zunge über den Sender geleiert wurden, wertete 
              man als alternativen Charme. Währenddessen glucksten 
              und kicherten die Moderatoren der kommerziellen Sender um die Gunst 
              des Publikums und bastelten bombastische Jingles, die mit Getöse 
              ihre Sender und Gewinnspiele promoteten.  Superhartmut auf dem Cover des 
            Z-Magazins. Das Foto entstand 1992 in der damaligen LGA Zwischennutz, 
            im Bierkeller.
   | Also ein Fortsetzungshörspiel, täglich 
              5 Minuten, dann Fortsetzung folgt. Wir waren zwar nicht die ersten, 
              aber trotzdem war dieses Format noch etwas Neues. Zunächst 
               dachten wir an einen Roboter, oder Cyborg, an alles Mögliche
 
              Ich fragte soviel Leute wie möglich, was sie denn vorschlagen 
              würden. Kaum einer in unserem Freundeskreis, den ich nicht 
              intensiv befragt hätte.  Und eines Tages war er einfach da: Ich sitz mit 
              dem Ecki am Teppich in meinem Wohngemeinschaftszimmer und plötzlich 
              war alles komplett. Superhartmut! Der Propellerhelm, der breite 
              fränkische Dialekt, und das Leibgericht "Zwa in an Lebkoung". 
             Superhartmut war zunächst ein dummer, spießiger 
              Maulaufreißer. Völlig unsensibel schreckt er vor keiner 
              Niedertracht zurück. Er hasst Müsli und die Gostenhofer 
              Alternativszene ist für Ihn die Hölle. Schließlich 
              bekämpft er die Fahrradfahrer mit CS-Gas. Sein bester Freund 
              ist der Polizist Peter Mauschel. 
 Als die Sendung gelaufen war, kamen ungewöhnlich viele 
              Leute auf mich zu. Sie wollten das ganze Stück auf Kassette 
              haben. So ein Hörspiel zu produzieren, ist ein ganz schöner 
              Stress. Eigentlich hatte ich erst mal genug. Darum ließen 
              wir Superhartmut am Ende der letzten Folge sterben. "Tragische 
              Nachricht: Alkoholvergiftung".
 Aber drei Jahre später ging's dann doch weiter. 
              Wieder besprachen wir, wie man die Sache weiterspinnen könnte. 
              Wir saßen im NABUCCO-Clubraum und fantasierten herum. Dabei 
              saßen auch Martin Peetz, der von da an die Aufnahmen und die 
              Produktion machte,  und Rüdiger Schmidt, ein ehemaliger 
              Punk, ein genialer Typ den wir in die Story mit einbauen wollten. 
              So kamen wir auf die Idee mit dem Busfahrer. Busfahrer haben hier 
              in unserer Gegend einen ganz besonderen Ruf; sie fahren einem mit 
              stoischem Gesicht vor der Nase weg, und wirken auch sonst wenig 
              erfreut, wenn ein Fahrgast einsteigt. Für uns Franken ist das 
              nicht wirklich ärgerlich, denn es gehört zu unserer Lebensart, 
              wir finden es höchstens lustig. Also kamen wir auf die Figur 
              des Busfahrers Hanni Ballheimer. Der fährt wohin er will und 
              die Fahrgäste nach Herzenslust anschnauzt.   >>> Alle Covers und Credits 
              der alten Folgen
 | Superhartmuts Charakter hat 
              sich inzwischen etwas geändert. Zwar lässt er sich am 
              Anfang noch vom Polizisten Mauschel aufhetzen, aber im Lauf der 
              Geschichte erkennt er das wahre Übel und wird zum guten Helden. 
              Superhartmut kämpft für Euch! war der Slogan. 
              Er kämpft gegen die Nacht und Nebel-Abriss-Aktionen der Stadtverwaltung 
              (Baggerschorsch), für den Kulturverein in der Hinteren Cramersgasse, 
              das Komm, die LGA Zwischennutz, überall, wo es darum geht Jugendkultur 
              zu retten, ist Superhartmut zur Stelle. Superhartmut ist so zu so 
              einer Art Institution geworden und wenn es, in der Zeit des sozialen 
              Kahlschlags, irgendwo darum ging, irgendwas zu retten, hat man nach 
              dem Superhartmut gerufen. Mit einer flammenden Rede stand ich vor 
              der LGB (heute ist da das Cinecitta) auf der Freiluftbühne, 
              den Propellerhelm auf dem Kopf.
 Nach 10 Jahren wollte ich dann 
              erst mal eine Pause einlegen. Dazu kam, dass der Exposé-Autor, 
              Jan Engelhard die Stadt verlassen hatte und überhaupt, die 
              Zeiten hatten sich geändert. Als wir für die letzte Staffel 
              Infozettel verteilten, es war die Joschka-Fischer-Wahlveranstaltung 
              an der Lorenzkirche, nahm ein junger flaumbärtiger Langhaariger, 
              den Zettel erstaunt in die Hand, mit den Worten: Superhartmut, 
              gibt's den auch noch? 
  So veranstalteten wir noch 
              einmal für uns und alle Fans eine 10-Jahres-Feier, klebten 
              ordentlich Plakate und es kamen auch eine Menge Leute. Das war 1997. 
              
 Die Zeit dreht sich immer schneller. Kaum ist ein neues Jahrzehnt 
              angebrochen, kommt das vorhergehende schon als Welle wieder zurück. 
              Da wird es natürlich auch höchste Zeit für Superhartmut. 
              Zu diesem Zweck habe ich mir noch einmal alle Folgen reingezogen 
              und ich kann nur sagen, ich war selbst überwältigt, von 
              der Fülle an Ideen und Witzen und den tollen Sprechern, die 
              wir aus Freundeskreisen und WGs rekrutiert haben. Es hat irre viel 
              Spaß gemacht, und ich bedanke mich bei allen, die mitgeholfen 
              haben. Vielleicht gibts ja doch wieder mal eine neue Staffel, 
              aber erst mal viel Spaß bei den historischen Aufnahmen. Superhartmut 
              RELOADED.
  
 Aufnahmen 1993
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